Seit jeher hat der Mensch das Bedürfnis, seine Lebensräume abzubilden. Gedruckte Karten, die ausschliesslich dem Wallis gewidmet waren, entstanden mit den Arbeiten und Veröffentlichungen der Gelehrten der Renaissance. Die Wiederbelebung der Berechnungs- und Darstellungsmethoden von Claudius Ptolemäus, einem der Gründerväter der Geografie, im Spätmittelalter bietet uns die Möglichkeit, eine fast zwei Jahrtausende alte Darstellung in Buchform wieder aufleben zu lassen. Von Ptolemäus selbst sind keine Karten erhalten geblieben. Wir verfügen nur über spätere Darstellungen, die sich an seinen Werken orientieren, wie diese Karte aus einem prächtigen Werk aus den wertvollen historischen Buchbeständen der Mediathek Wallis-Sitten aus dem Jahr 1482. Auch mehr als 500 Jahre nach ihrem Erscheinen sind diese gedruckten Karten faszinierend. In diesem Massstab wirkt das Wallis, das Zentrum unserer Welt, wie verloren, grenzenlos, undeutlich, zwischen See und Bergmassen. Eine beunruhigende Bedeutungslosigkeit! Die erste gedruckte kartografische Darstellung, die ausschliesslich das Wallis darstellt, entstand 1545 in der Kosmografie des deutschen Humanisten Sebastian Münster. Seine Karte des Wallis, die nach Süden ausgerichtet ist und vereinfachte Darstellungen der Berge enthält, erinnert uns daran, dass es noch keine Konventionen in Bezug auf die Darstellung auf Karten gab.
Eine weitere Perle der Sammlung der Mediathek Wallis-Sitten ist die Karte des Wallis, die Anton Lambien 1682 in seiner Funktion als Staatssekretär gezeichnet hat. Sie wurde dann 1709 in Frankreich von Mathieu Ogier in Kupfer gestochen und konnte später in mehreren Exemplaren gedruckt werden. Danach wurde sie koloriert, hier mit Gouache; eine mühselige Arbeit, die aus Kostengründen nicht systematisch durchgeführt wurde.
Der Appenzeller Gabriel Walser zeichnete 1768 eine wunderschöne Karte des Wallis, auf der die politische Grenze zwischen dem Ober- und dem Unterwallis, das damals dem Oberwallis unterstand, ausdrücklich erwähnt. Es werden auch zahlreiche Ortschaften und Weiler auf dem Gebiet des Wallis verortet. Einige Kommentare auf Deutsch wie «Hier sind abscheuliche Eisberge Gletscher Glaciers Montes Glaciales genannt» oder «Hier ist nichts als hohe Schnee und Eisberge» verweisen auf die deutschsprachige Herkunft des Autors und auf die damals herrschende distanzierte Beziehung zu den Bergen.