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Die Aufgabe der Toponymie

Um das Lesen und Verstehen von Karten zu erleichtern, wurden im Laufe der Jahrhunderte zahlreiche Übereinkommen eingeführt. Bei einigen Standards gelingt es noch heute nur schwer, alle Nutzer zufrieden zu stellen, wie zum Beispiel im sensiblen Bereich der Toponymie.
Um das Lesen und Verstehen von Karten zu erleichtern, wurden im Laufe der Jahrhunderte zahlreiche Übereinkommen eingeführt. Bei einigen Standards gelingt es noch heute nur schwer, alle Nutzer zufrieden zu stellen, wie zum Beispiel im sensiblen Bereich der Toponymie.

Bereits in der Antike wurden Ortsnamen auf Karten eingezeichnet, um die Orientierung zu erleichtern. Aufgrund schlechter Transkriptionen, Verformungen durch die mündliche Sprache oder der Entwicklung der Sprache selbst änderten sich diese Ortsnamen manchmal im Laufe der Jahrhunderte, wie zum Beispiel im Fall des Dorfes Charrat, wo die SchreibweisenZaiat, Zajat, Zarat, Chata, Chataz, Chatuz oder Charaz bekannt sind. Darüber hinaus zeigt die Analyse alter Karten auch eine Besonderheit des 19. Jahrhunderts, nämlich die Anhäufung verschiedener Bezeichnungen für ein und denselben Ort, da diese oft noch nicht offiziell festgelegt waren - eine Praxis, die sich auch heute noch als sehr nützlich erweisen könnte, da Ortsnamen bei der Aktualisierung der Landeskarte regelmässig geändert werden. Einige dieser Änderungen sind minimal, wie der Col de Morgins, der zum Pas de Morgins wurde; andere sind markanter, wie das Dreizehntenhorn im Vispertal, das auf den Karten plötzlich als Driizänduhoru bezeichnet wurde. Doch wie lautet die korrekte Schreibweise von Ortsnamen? Wer entscheidet, was auf den Karten steht? Diese Fragen im Zusammenhang mit der Toponymie werden immer wieder diskutiert, und es kommt häufig zu Änderungen.

Um den Gemeinden und den zuständigen kantonalen Behörden dabei zu helfen, die Schreibweise ihrer Ortsnamen bestmöglich festzulegen, wurden ab 1938 in jedem Kanton Nomenklaturkommissionen eingerichtet. Zu diesem Zeitpunkt wurde eine Vereinheitlichung der Praxis im Bereich der Toponymie sowohl in der Romandie als auch in der Deutschschweiz angestrebt: eine Französisierung der Patois-Toponyme für die Romandie und eine Anpassung der Dialektschreibung für die Deutschschweiz, sodass sie mit der auf dem Standarddeutschen basierenden Schreibweise übereinstimmt. Greift man jedoch das Beispiel des Driizänduhoru auf, das ab 2017 auf den Landeskarten so geschrieben wird, stellt man fest, dass einige Gemeinden Schreibweisen bevorzugen, die aus den lokalen Dialekten stammen. Die Gemeinden sind bei der Wahl der Ortsnamen für ihr Gebiet souverän; die Nomenklaturkommissionen fungieren lediglich als unterstützende Instanz für die Gemeinden.

Auszüge aus der Karte von Anton Lambien, die 1709 gedruckt wurde (links,MW-Sitten,BCV KF-8), und aus der Karte von Gabriel Walser, die 1769 erschien (rechts,MW-Sitten,BCV KE-7). Diese beiden Ausschnitte zeigen verschiedene Ortsnamen für das Dorf Charrat
Ausschnitte aus der Siegfried- und Nationalkarte in der Region des Pierre Avoi im Jahr 1933 (links) und 1963 (rechts), swisstopo
Ausschnitte aus der Landeskarte in der Region Dreizehntenhorn/Driizänduhoru im Jahr 2016 (links) und 2017 (rechts), swisstopo
Ausschnitt aus der 1958 veröffentlichten Vogelschaukarte von Saas-Fee (MW-Sitten, BCV KA-Saf 7)
Ausschnitt aus dem Sektor "Chaux d'Aïre" oberhalb von Mayens de Conthey, aus der Landeskarte 1:10 000 online auf map.geo.admin.ch (swisstopo)
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